Foto: Mirco Rederlechner
Anette Herbst
Geboren wurde sie sehr wahrscheinlich zwischen mehreren Bocksbeuteln, auf jeden Fall aber im Zeichen des Löwen, und zwar im Jahr des Feuerpferdes 1966 – und all das in Unterfranken.
Dieser dramaturgisch ausgefeilte und szenisch perfekt hingesägte Start zieht Theatrales nach sich.
Es bleibt komisch.
Schon im Kindergartenalter lernt sie gute von schlechten Inszenierungen zu unterscheiden. Das gruppenmässige ‚Zwei-und-Zwei-zur-Toilette-gehen’ überlässt sie dort deshalb anderen und geht lieber allein. In der Schule staunt sie solange über ihre Lehrer, bis sie diese originalgetreu nachbilden kann. Je länger die Schulzeit geht, desto deutlicher wird, dass sich ihre Interessen mit denen der Mitschüler nicht decken. Die meisten wollen Geld verdienen, Anette möchte Ferien. So gehen die einen in irgendwelche Lehren, sie geht in Theater. Am liebsten in Dreispartenhäuser. Dort laufen die schönsten Intrigen, treffen sich Starallüren und Profilneurosen aufs Herzlichste. Theater bis in die Kantine. Hier sind die Tränen wenigstens echt. Jahre und unzählige Ortswechsel später engagiert man sie fürs Radio, einer Bühne ohne Bild dafür meistens mit Ton. Die Bühnenbilder sind hier virtuell, die Intrigen vertraut. Als sie dort schliesslich ein Grüppchen zwei und zwei zur Toilette gehen sieht, zieht sie von dannen. Kurze Zeit später bringt sie ihr erstes Soloprogramm auf die Bühne, mit Bild und jede Menge Ton.